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Redaktion Mittagsmagazin

Warum Frauen sich schneller als Männer entlieben

In jeder Beziehung tritt irgendwann der Alltag ein. Doch während Frauen dies oft als Ende der Liebe empfinden, sind ihre Partner möglicherweise noch zufrieden. Der Beginn einer Partnerschaft ist oft aufregend: Alles scheint perfekt zu sein, und der oder die Geliebte ist unwiderstehlich attraktiv! Man wünscht sich, sich schon früher kennengelernt zu haben.


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Aber wie Studien zeigen, hält diese euphorische Phase nicht ewig an. Bei vielen Paaren beginnen nach etwa sechs Monaten die ersten Konflikte und Unstimmigkeiten, die das Liebesglück trüben. Plötzlich fallen einem auch Eigenheiten des Partners auf, die man nicht mehr so charmant findet. Das ist völlig normal.


Wenn die Phase der Verliebtheit vorbei ist, erfordert eine Beziehung Arbeit. Man muss Wege finden, sich als Individuen zu lieben und als Paar zusammenzuarbeiten. Viele Paare scheitern daran und trennen sich, weil sie feststellen, dass der Partner nicht dem Idealbild entspricht, das sie am Anfang von ihm hatten. Der Verhaltensökonom Saurabh Bhargava aus Pittsburgh hat untersucht, warum einige Paare sich trennen, während andere zusammenbleiben. Er befragte über 10.000 Frauen und Männer in heterosexuellen Beziehungen und fand heraus, dass Frauen sich tendenziell schneller als Männer entlieben. Während die romantischen Gefühle der Männer für ihre Partnerinnen im Laufe der Beziehung nur um 9,2 Prozent abnahmen, waren es bei den Frauen 55,2 Prozent. Dies könnte einer der Gründe dafür sein, warum Frauen statistisch gesehen häufiger die Scheidung einreichen als Männer.


Frühere Studien haben bereits gezeigt, dass Frauen sich schneller beim Sex mit demselben Partner langweilen als Männer. Bhargavas Untersuchung bestätigte auch, dass das sexuelle Verlangen der befragten Frauen in der Beziehung viel stärker nachließ als das ihrer Partner. Doch was sind die Gründe für das Entlieben bei Frauen? Der Wissenschaftler hat zwei Thesen entwickelt:


Unrealistische Liebesvorstellungen


Frauen neigen eher dazu, unrealistische Vorstellungen von Liebe zu entwickeln als Männer. Schon als Mädchen begegnen sie im Märchen dem Prinzen auf dem weißen Pferd. Später suggerieren ihnen Hollywood-Filme und Liebesromane, dass man nur "die Eine" finden muss, um ewige Liebe zu erleben. Auch in den sozialen Medien werden Frauen mit romantisierten Darstellungen von Paaren konfrontiert. Diese Vorstellungen führen zu überhöhten Erwartungen.


Doppelbelastung durch Beruf und Care-Arbeit


Ein weiterer Grund ist die Doppelbelastung durch Beruf und Care-Arbeit, der Frauen stärker ausgesetzt sind als Männer. Frauen verbringen täglich durchschnittlich 3,19 Stunden mit Hausarbeit (Männer: 2,04 Stunden), dazu kommt die Hauptlast der Kinderbetreuung und des "Mental Load". Der Alltagsstress beeinflusst Liebe und Libido. Wer sich ständig um alles kümmern muss, wird nicht nur erschöpft, sondern auch unzufrieden. Hier könnte nur Gleichberechtigung Abhilfe schaffen.


Es ist also nicht unbedingt der Partner, der dazu führt, dass Frauen sich entlieben. Strukturelle und kulturelle Gründe können ebenfalls eine Rolle spielen, wenn die Gefühle in einer Beziehung schwinden. Die gute Nachricht ist: Gefühle kommen und gehen. Das ist völlig normal.

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