Nach einer verhängnisvollen Narkosebehandlung in einer Zahnarztpraxis verstarb die vierjährige Emilia. Das Landgericht Frankfurt ist überzeugt: Wäre rechtzeitig ein Rettungswagen gerufen worden, hätte das Mädchen möglicherweise überlebt. Die Schuld für das tragische Geschehen liegt, so das Gericht, beim Anästhesisten Dr. W., der nun für seine Vergehen verurteilt wurde. Alles dazu in den Nachrichten im LSJonline-Mittagsmagazin.
Zehn Jahre und sechs Monate Haft wegen Totschlags
Nach langem Warten auf Gerechtigkeit war es nun soweit: Am 1. November verkündete das Landgericht Frankfurt das Urteil gegen den 67-jährigen Anästhesisten. Er wurde zu einer Freiheitsstrafe von zehn Jahren und sechs Monaten verurteilt. Die Anklage lautet auf Totschlag und gefährliche Körperverletzung, die Staatsanwaltschaft forderte sogar lebenslange Haft wegen Mordes durch Unterlassen. Zudem warf sie ihm vor, bei mehreren anderen Kindern durch unsachgemäße Behandlung und verunreinigtes Narkosemittel vorsätzlich lebensgefährliche Risiken eingegangen zu sein. Der Verteidiger verzichtete auf einen konkreten Strafantrag.
Ein tödliches Versagen
„Die Halsschlagader sah so aus, als würde sie platzen.“ Emilias Mutter Jennifer P. fand die Praxis von Dr. B. über das Internet. Die Zahnarztpraxis ist auf Angstpatienten spezialisiert, wie auch ihre kleine Tochter Emilia. Für die Narkose wurde Dr. W. hinzugezogen, der jedoch fatale Fehler beging. Die Mutter erinnert sich an eine Spritze mit einer milchigen Flüssigkeit – ein Bild, das ihr seither nicht mehr aus dem Kopf geht. Während der OP warten die Mutter und die Großmutter geduldig, doch zunehmend wächst die Sorge. Schließlich wagt Jennifer P. einen Blick in den Behandlungsraum und beschreibt im Gerichtssaal ihren Schock über Emilias geschwollene Halsschlagader.
Ein unnötiger Tod
Trotz Anzeichen von Atemnot und der drängenden Bitten der Familie, sofort medizinische Hilfe zu holen, reagierte Dr. W. zunächst nicht. Erst spät, als Emilias Zustand weiter eskalierte, griff er erneut ein und verabreichte eine weitere Narkose – mit verheerenden Folgen: Emilia begann, Blut zu spucken. Der Rettungswagen kam letztlich viel zu spät, und das Mädchen verstarb noch in der Praxis. Das Gericht kam zu dem Schluss, dass Emilia bei einer rechtzeitigen Behandlung hätte gerettet werden können.
Weitere Opfer: Verletzungen durch Gruppen-Betäubung
Auch andere Familien traten im Prozess als Zeugen auf und berichteten von ihren traumatischen Erfahrungen mit Dr. W. Am Tag von Emilias Behandlung waren mehrere Kinder gleichzeitig zur Narkosebehandlung in der Praxis. Durch Hygienemängel und unsachgemäße Mittel trugen manche von ihnen schwere Schäden davon. Ein Mädchen musste wegen möglicher Organschäden 21 Tage im Krankenhaus verbringen, während ein weiteres Kind auf die Intensivstation verlegt und beatmet werden musste.
Ein vorbestrafter Arzt mit tödlicher Verantwortung
Dr. W. war bereits vorbestraft. Zwei Jahre zuvor war er in einen ähnlichen Vorfall verwickelt, bei dem eine erwachsene Patientin ums Leben kam. Trotz dieser Vorstrafe durfte er weiterhin praktizieren – eine Entscheidung, die letztlich zu Emilias tödlicher Behandlung führte.