Warum fühlen wir uns im Winter ständig müde?
Mehr dazu heute in #LIVELIFE.
Erschöpft, antriebslos, am liebsten eingekuschelt zu Hause: Manch einer sehnt sich nach einem Winterschlaf, der ihn erst im Frühling wieder erwachen lässt. Einen tatsächlichen Winterschlaf benötigen wir zwar nicht, aber Berliner Wissenschaftler haben herausgefunden, dass ein "Winterschlaf light" durchaus angebracht ist. Schon unsere Vorfahren zogen sich in der kalten Jahreszeit in ihre Höhlen zurück, so der Berliner Schlaf- und Chronomediziner Dieter Kunz im SWR4. Der Mensch schaltet in der kalten Jahreszeit in einen Art Energiesparmodus. "Das war schon immer so, auch bei unseren Vorfahren, die sich, um Energie zu sparen, in ihre Höhlen zurückgezogen haben, sobald es draußen kalt und dunkel war."
Im Winter brauchen wir eine Stunde mehr Schlaf
"Im Sommer und Winter funktionieren wir messbar anders", erklärt Kunz weiter. Gemeinsam mit seinem Team hat er herausgefunden, wie sich unser Schlaf innerhalb eines Jahres verändert. Das Fazit: "Erwachsene Menschen in Berlin schlafen im Winter durchschnittlich eine Stunde länger als im Sommer." Der besonders erholsame Tiefschlaf dauert dabei 30 Minuten länger.
Jedoch reichen die Reserven für den ganzen Winter nicht bei allen Menschen, die zu Beginn der kalten Jahreszeit in den Energiesparmodus wechseln. "Sobald die Speicher aufgebraucht sind, brechen wir zusammen", sagt Kunz, und es entwickelt sich eine Art Winterdepression, oft im Februar oder März.
Mehr Tageslicht wird benötigt
Wenn uns Tageslicht fehlt, gerät die Seele leichter aus dem Gleichgewicht als sonst. Die Sinneszellen in unseren Augen spielen dabei eine wichtige Rolle: Wenn weniger Tageslicht ins Auge fällt, schüttet unser Körper mehr Melatonin aus. Melatonin bereitet uns auf den Schlaf vor, macht uns müde und antriebsarm. Die Produktion des Stimmungsaufhellers Serotonin nimmt hingegen bei Lichtmangel ab.
Also brauchen wir mehr Licht, aber dafür müssen wir nicht unbedingt in den Süden reisen. "Sobald der Tag beginnt, sollte man versuchen, alles an natürlichem Licht abzubekommen, was man kriegen kann, da helfen selbst graue Tage", rät Kunz. Dabei sei es wichtig, immer wieder in den Himmel zu schauen.
Für diejenigen, die den ganzen Tag in geschlossenen Räumen verbringen müssen, ist eine Tageslichtlampe eine Option. Sie sollte jeden Morgen mindestens 30 Minuten lang genutzt werden, und auch hierbei sollte man häufig direkt in die Lichtquelle schauen. Selbst bei schlechtem Wetter sollte man sich überwinden und in der Mittagspause nach draußen gehen.
Im Winter sind Sport, frische Luft und ausreichende Vitamin-D3-Zufuhr durch entsprechende Tabletten ebenfalls Stimmungsaufheller und Energielieferanten. Denn Vitamin D kann die Ausschüttung des "Glückshormons" Serotonin begünstigen.
Wer jedoch befürchtet, an einer Depression zu leiden, sollte Hilfe suchen. Der erste Ansprechpartner ist der Hausarzt. Hier kann abgeklärt werden, ob es sich bei der Müdigkeit und Antriebslosigkeit nur um den Winterblues handelt oder um eine Depression, die professionell behandelt werden muss.